Energieeffizienz - die Mutter aller Schlachten

Die gut laufende Energiewende in Österreich wird weiter beschleunigt. "Seit dem Atomunfall von Fukushima haben wir die Erneuerbaren Energien massiv ausgebaut und liegen hier schon jetzt auf der besten Position in Europa. Mit dem neuen Ökostromgesetz werden wir den Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bis 2020 sogar auf 85 Prozent erhöhen. Und im Jahr 2014 wird Österreich bilanziell unabhängig von Atomstrom-Importen sein", sagte Wirtschafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner am Freitag in einer Pressekonferenz. "Um unsere Vorreiterposition auszubauen, muss aber zuerst die Mutter aller Schlachten - die erhebliche Steigerung der Energieeffizienz - gewonnen werden", brachte es Mitterlehner auf den Punkt welches Thema das Wichtigste in Zukunft sein wird um die gesteckten Ziele auch zu erreichen.

 

Neues Energieeffizienzgesetz in Ausarbeitung

"Wenn wir die 2020-Ziele der EU erreichen wollen, müssen wir vor allem bei der Energieeffizienz kräftig nachlegen", betonte Mitterlehner in der Pressekonferenz. In Korrelation zu der aktuell auf der EU-Ebene diskutierten Energieeffizienz-Richtlinie wird daher ein neues Energieeffizienzgesetz erarbeitet, das hier erstmals bundesweit einheitliche Regelungen für Unternehmen, die öffentliche Verwaltung und Energielieferanten schaffen soll.

Festgeschrieben werden soll zum Beispiel eine verpflichtende Sanierungsrate von drei Prozent auf Bundesebene. Sowohl für Sanierungen, als auch für Neubauten soll es in diesem Bereich künftig definierte Mindeststandards geben, die auch tatsächlich die Vorbildwirkung des Bundes verdeutlichen sollen. Hier wird sich der Bund wohl Beispiel an der derzeitigen Vorreiterrolle öffentlicher Bauten in Vorarlberg und Niederösterreich nehmen.

Zudem sollen Unternehmen je nach ihrer Größe künftig eine Energieberatung, ein Energie-Audit oder ein Energiemanagementsystem durchführen. Wenn sich daraus ein Verbesserungspotenzial ableitet, müssen Effizienzmaßnahmen gesetzt werden, wobei kleinere Unternehmen von der Verpflichtung zu Maßnahmen ausgenommen sind. Grundsätzlich geht es bei diesem Punkt bewusst nicht um jährliche Einsparziele für den einzelnen Betrieb, weil diese das wirtschaftliche Wachstum begrenzen würden.

 

Will Österreich sich auf bisherigen Leistungen ausruhen?

In Verbindung mit den anderen geplanten Effizienzmaßnahmen sollen auch in diesem Bereich die (aktuell noch offenen) EU-Vorgaben erreicht werden. Im Rahmen der Debatte über die Energieeffizienz-Richtlinie setzt sich Österreich dafür ein, dass auch die bisher erbrachten Leistungen angerechnet werden. "Denn wir liegen beim Energieeinsatz in Relation zum Bruttoinlandsprodukt schon jetzt an vierter Stelle im EU-Vergleich", so Mitterlehner.

Gerade dieses anrechnen lassen von sogenannten "early actions" - also Energieeffizienz Maßnahmen welche Österreich zwischen 2000 und 2008 bereits getroffen hatte, würde nach dem Papier des "Zweiten Nationalen Energieeffizienzplans" dazu führen, dass Österreich von den 20% Energieeffizienzsteigerung bis 2020 für "early actions" 42% oder 33.125 TJ angerechnet werden sollten.

"Dieses Vorgehen würde Österreich nach seiner Vorreiterrolle in Sachen Energieeffizienz und Technologieführerschaft vielmehr in einen Dornrößchenschlaf versetzen und die Bestrebungen zur Energieautonomie Österreichs sowie Erzielung der Klimaschutzziele wieder in weite Ferne rücken", kritisierte Günter Lang die zögerliche Haltung Österreichs bei den Verhandlungen zur Energieeffizienz Richtlinie in Brüssel.

"Investitionen in höchste Energieeffizenz sind wesentlich kostengünstiger als Energie zu verbrauchen", betonte Lang weiter. Sowohl die minimalen Mehrkosten beim Neubau für den Passivhausstandard anstatt Niedrigstenergiehausstandard mit  Energieeinsparungen von 20 - 30 kWh/m²a, als auch die Investitionskosten für thermisch energetische Sanierungen mit mindestens 80% Energieeinsparung ("deep renovations") bewegen sich bei nur 3 - 8 Cent/kWh. Damit sind Investitionen in Energieeffizienz heute bereits kostengünstiger als man für die kWh an Energie ansonsten bezahlen müsste. Während die Rückzahlungen der Investitionskosten aber gleich bleiben, werden sich die Energiekosten in den kommenden 40 Jahren vervielfachen. Selbst den Bewohnern von Niedrigenergiehäusern droht dann der finanzielle Kollaps. Will die österreichische Regierung künftig den sozialen Frieden bewahren, müssen heute engagierte Maßnahmen gesetzt werden und darf die am 28.2.2012 in Brüssel im Ausschuss beschlossene EU-Energieeffizienz-Richtlinie von Österreich nicht weiter mit "early actions" blockiert werden.

 

Fotocredits: Georg STEFANIK / Heeresbild- und Filmstelle