Energieeffizienzrichtlinie in aller Munde

Topaktuell stellte der Umweltdachverband das Thema "Neustart Energiewende: Energieeffizienz als Chance für Umwelt und Wirtschaft" im Rahmen seiner Jahrestagung 2012 in den Fokus. Hochkarätige internationale und nationale Politiker und ExpertInnen referierten und diskutierten hierzu am 4. Oktober 2012 im Europäischen Haus der Union in Wien über die Energieeffizienz-Richtlinie, welche Anfang September vom EU-Parlament verabschiedet wurde.

 

Gerhard Heilingbrunner Almut Kirchner und Claude Turmes

20% Energieeinsparungen bis 2020

"Energieeffizienz ist eine Chance für Umwelt und Wirtschaft. Der Knackpunkt dabei heißt jedenfalls Energiesparen. Nur mit wirksamen Energieeinsparungen und einem grundsätzlichen Wandel der Energieunternehmen in Richtung Energiedienstleistung wird die Weichenstellung für eine erfolgreiche Energiewende gelingen", sagte dazu Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes.

Die Richtlinie sollte Rahmenbedingungen für eine EU-weite Reduktion des Energieverbrauchs um 20 % bis 2020 schaffen. Das soll durch gemeinsame Anstrengungen der öffentlichen Hand ebenso wie der energieverbrauchenden Unternehmen und der Energieversorger erreicht werden.

 

3% Sanierungsquote für Bundesgebäude

Dabei muss der Bund selbst als Vorbild dienen: Zentrale Punkte sind dabei die Sanierung von 3 % aller im Eigentum der Bundesregierung stehenden Gebäude. Jährliche Effizienzmaßnahmen im Umfang von 1,5 % des Vorjahresverbrauchs, sollen bei EndverbraucherInnen wirksam werden. Durch ein verpflichtendes Energiemanagement sowie Energiebeauftragte und Energieaudits für größere Unternehmen werden bis dato schlummernde Energiefresser aufgedeckt.

Claude Turmes, Berichterstatter des europäischen Parlaments für die Richtlinie, betonte auch, dass die nationalen Effizienzpläne der Mitgliedsländer im April 2013 der EU Kommission vorgelegt werden müssen und somit auch kein Durchschummeln möglich sei. Denn die Kommission hätte die Möglichkeit, strenge Pläne zu verordnen, wenn sie die Vorlagen nicht für ausreichend hält.

Ein Wermutstropfen sei jedoch, dass nur die Gebäude der Bundesregierungen unter die 3%igen Sanierungspflicht fallen. Schließlich würden die Gebäude der Landes-, Bezirks- und Gemeindeverwaltungen einen viel größeren Anteil ausmachen. Auch würden sich einige Länder wie Österreich davor drücken, ausgegliederte Bundesgebäude in die Berechnungen miteinfließen zu lassen. Die von der BIG an den Bund vermieteten Objekte, bilden jedoch den Großteil der Gebäude in Bundesnutzung.

Schließlich hat Österreich eindringlich die Berücksichtigung der „early Actions" in die Richtlinie hineinreklamiert. Damit werden alle ab 2008 getroffenen Maßnahmen in die Berechnungen mit aufgenommen. Wie jedoch Gregor Thenius von der Energieeffizienz Monitoringstelle der Austrian Energy Agency, welche die Einsparungen für den Bund kontrolliert, darstellte, konnte Österreich bereits 2010 Einsparungen von 49.000 TJ erzielen, während das Ziel bis 2016 80.400 TJ lautet. Ein wesentlicher Anteil der bereits erzielten Einsparungen werde dabei von den „early Actions" beigetragen.

 

Sanierungen bieten größtes Einsparungspotential

Allgemein betonten die ReferentInnen, dass dennoch nun mehr Augenmerk auf die Energieeffizient gelegt werden solle. „50% aller Klimaschutzmaßnahmen müssen mit Energieeffizienzmaßnahmen erreicht werden" stellte etwa Claude Turmes klar. Ebenfalls waren sich die Vortragenden einig, dass hierbei der Gebäudesektor das größte Einsparungspotential biete. Dem kann auch Günter Lang zustimmen, denn schließlich sind gerade mit „deeply Renovations" besonders große Potentiale abrufbar. „Gerade deshalb wäre es sehr essentiell, dass der Bund mit ganz besonders effizienten Vorzeigeobjekten die Möglichkeiten bei Sanierungen zeigt", folgert Lang.

 

Hintergrundinformationen

Offizielle Fassung der Energieeffizienz Richtlinie

Beschlussverfahren der Richtlinie

Abstimmungsverhalten der Abgeordneten zum Europäischen Parlament

Vorträge der ExpertInnen inkl. Video und Bilder zur Veranstaltung

 

(Umweltdachverband, oekonews.at, Markus Lang)