Energy Week unterstrich Efficiency First

Die EU-Kommission war Gastgeber der 10. “European Union Sustainable Energy Week” (EUSEW) in Brüssel, wo sich über 2.700 Experten und politische Entscheidungsträger aus ganz Europa drei Tage lang trafen. Bei der EUSEW wurde besonders auch die Notwendigkeit von “Energieeffizienz zuerst” von vielen Rednern hervor gehoben.

Bis 2030 können wir die Energieeffizienz in Europa um 40 Prozent erhöhen.  Brüssels Senkrechtstart von 0 auf 1.000 Passivhäuser zeigt wie’s geht. Doch Österreich droht sich mit seiner wenig ambitionierten “Nearly Zero Energy Building” Definition in ganz Europa zu blamieren. Die Passivhaus Austria fordert die Politik zum Handel auf, um von den Fossilen los zu kommen.

“Um die 2020 Energieeinsparziele von mindestens 27% zu erreichen, ist es wichtig, Energieeffizienz als eine fundamentale Grundlage zu betrachten”, sagte Maroš Šefčovič, Vize Präsident der Europäischen Kommission. Er zeigte sich sehr optimistisch über die Mobilisierung von mehr Finanzmittel für Energieeffizienz für die kommenden Jahre. “Wir können nicht länger auf die Verschwendung von Energie bauen”, betonte auch Miguel Arias Cañete, Kommissar für Klimaschutz & Energie. “Der Energieeffizienz kommt mit 49 Prozent der mit Abstand wichtigste Anteil bei der Umsetzung der Energiewende zu”, sagte Fatih Birol, Direktor der Internationalen Energie Agentur (IEA).

Maroš Šefčovič, Vize Präsident der Europäischen Kommission; Fotocredits: EUSEWMiguel Arias Cañete, Kommissar für Klimaschutz & Energie; Credits: EUSEWClaude Turmes, MEP und Präsident von EUFORES; Credits: EUSEW

“Wir müssen zuerst auf Energieeffizienz setzen, und dürfen die Erneuerbare Energie nicht weiter einschränken. Bis 2030 müssen und können wir die Energieeffizienz in Europa um 40 Prozent erhöhen” betonte Claude Turmes, Mitglied des Europäischen Parlaments und Präsident von EUFORES. Peter Sweatman, CEO von Climate Strategies Partners, sagte eine konzentrierte Anstrengung ist erforderlich, um die Energieeffizienz- und Treibhausgasziele zu erreichen, wobei der Gebäudesektor dabei eine Schlüsselrolle spielen müsse. “Speziell die Renovierungsrate und Effizienzqualität des EU-Gebäudebestandes braucht mehr als eine Verdoppelung bis 2020 um die 2050 Ziele zu erreichen”, sagte er weiter, und “die privaten Investitionen in Gebäude müssen sich um das Fünffache steigern”.

Passivhaus ist der beste Standard für NearlyZeroEnergyBuilding

Paneel “Implementation of NZEB into the 28 member-countries”;  Credits: Passivhaus Austria(v.l.n.r.) Günter Lang, Passivhaus Austria – Jan Geiss, EUFORES – Amina Lang, iPHA vor dem EU-Kommissions-Gebäude; Credits: Passivhaus AustriaBenjamin Krick, PHI – A. Lang, iPHA - G. Lang, Passivhaus Austria; Credits: Passivhaus Austria

Den Status der Umsetzung des “Nearly Zero Energy Buildings” (NZEB) in die nationalen Richtlinien der 28 EU-Mitgliedsländer analysierte Günter Lang, Leiter der Passivhaus Austria. Er verdeutlichte, dass das Passivhaus in Europa mit mehr als 55.000 Gebäuden und 60 Millionen Quadratmetern in allen 28 Mitgliedsstaaten gut etabliert ist. Schließlich sei der Passivhaus-Standard auch der effizienteste und wirtschaftlichste Gebäudestandard. Zurzeit hätten bereits 35 Städte und Regionen in der EU, welche 42 Millionen Einwohner repräsentieren, Deklarationen zur Selbstverpflichtung zum Bau im Passivhaus-Standard in all ihren Wirkungsbereichen unterzeichnet. So hat sich das Passivhaus mittlerweile am besten als “Nearly Zero Energy Building” entwickelt. Der 1990 von Prof. Dr. Wolfgang Feist etablierte Passivhaus-Standard stellt höchste Qualitätsanforderungen an alle Gebäude-Komponenten und Ausführung. Dadurch lässt sich der Energieverbrauch und die Emissionen drastisch um 80 bis 90 Prozent reduzieren. Gleichzeitig verbessern sich auch Raumluftqualität, Wohnkomfort und Gesundheitsaspekte.

Österreich droht Blamage in Europa
Die Umsetzung der “Energy Performance of Buildings Directive” (EPBD) wird eben überprüft. Drei unterschiedliche Studien im Auftrag der EU-Kommission haben eine erste Evaluierung der 28 Definitionen der nationalen Levels für das NZEB durchgeführt. Sie zeigen, dass die Hälfte der Staaten strenge Gebäude-Richtlinien definierte, welche nahe beim Passivhaus-Standard liegen, zum Beispiel Dänemark. Demgegenüber stechen 20 Prozent der Mitgliedstaaten mit weit höherem Primärenergie-Bedarf hervor. Österreich war über lange Zeit in Europa Vorreiter bei energieeffizienten Gebäudestandards. Nun droht Österreich aber mit einer NZEB-Definition, die beim 2,5-fachen Energieverbrauch eines Passivhauses liegt, seine Pole-Position gegen den zweit-schlechtesten Platz in Europa einzutauschen! Für die EU-Kommission ist es sehr unverständlich, warum ausgerechnet Österreich keine ambitionierteren Ziele vorgelegt hat. Ihre Hoffnung ist, dass Österreich selbst noch die Chance ergreift, seine NZEB-Definition und Regulierung wesentlich nachzuschärfen, um auch unabhängiger von Importen fossiler Energie zu werden.

Maximaler Primärer Energie Bedarf in 2020 von nationalen NZEB Definitionen; Credits: BPIE & Passivhaus Austria Grafik: Maximaler Primärenergiebedarf ab 2020 je nationaler NZEB Definition.
Quelle: BPIE 4/2015 NZEB definitions + Passivhaus Austria Ergänzung um den Primärenergie Haushalt
[Bemessungseinheiten und Berichte der Staaten zur NZEB-Definition derzeit noch nicht komplett einheitlich]

Brüssels Senkrechtstart von 0 auf 1.000 Passivhäuser zeigt wie’s geht
Brüssel hat hingegen jetzt bereits die 2020 Ziele der Europäischen Gebäude-Richtlinie umgesetzt. Brüssels neue Regulierung basiert auf dem Passivhaus-Standard, womit dieser für alle Neubauten seit 1.1.2015 verpflichtend ist. Auch umfassende Sanierungen dürfen nur noch einen um maximal zwanzig Prozent höheren Energiebedarf als der Passivhaus-Standard aufweisen. Nach dem ersten Halbjahr seit Inkrafttreten kann die Stadtverwaltung eine sehr gute Bilanz ziehen. In nur sieben Jahren schnellten in Brüssel die Passivhäuser von 0 auf 1.000 Gebäude mit 1.280.000 Quadratmetern Nutzfläche in die Höhe. Somit ist Brüssel auch auf gutem Weg seine Klimaziele zu erreichen, und gleichzeitig den Komfort und die Gesundheit seiner Bevölkerung zu verbessern, sowie die Wirtschaft und grüne Jobs anzukurbeln.

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