Energieverbräuche gehen nach oben – wir müssen aber drastisch runter

Der globale Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen hat im Jahr 2017 einen neuen Höchststand erreicht und auch in Österreich zeichnet sich keine Trendumkehr ab. Daher sind dringend ambitionierte Vereinbarungen über und Lösungen für den Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter hin zu eine klimaneutralen Zukunft bis 2040 bzw. längstens 2050 bei der UN-Weltklimakonferenz COP 24 in Katowice von Nöten.

Die Passivhaus Austria zeigt in diesen zwei Wochen den 20.000 Gipfelteilnehmern auf der COP 24 die Lösungen für eine klimaneutrale Zukunft für den Gebäudesektor auf.

Weltweit steigen klimaschädliche Treibhausgase weiter an
Der globale Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen hat im Jahr 2017 einen neuen Höchststand erreicht, wie das UNO-Umweltprogramm (UNEP) in dessen neuen „Emissions Gap Report 2018“ feststellt. Nach einer kurzen Stagnation sind die Emissionen im letzten Jahr wieder gestiegen – auf einen Wert von 53,5 Gigatonnen CO2-Äquivalenten.

Ein Schwenk in Richtung Erreichung der Klimaziele sei derzeit nicht in Sicht. Um die Zwei-Grad-Grenze einzuhalten, müssten laut UNEP die globalen Anstrengungen zumindest verdreifacht werden, um unter 1,5 Grad zu bleiben, müssten die Staaten der Erde fünfmal mehr für den Klimaschutz unternehmen.

Wolle man eine Erwärmung auf über 1,5 Grad verhindern, müssten die globalen Emissionen bis 2030 um rund 55 Prozent verringert werden. Die derzeitige Politik würden hingegen bis 2030 zu einem Anstieg auf 59 Mrd. Tonnen CO2-Äquivalent führen.

Auch in Österreich steigt Energieverbrauch der fossilen Energieträger
Auch die Energiebilanz 2018 der Statistik Austria zeigt für das Jahr 2017 die negativen österreichischen Entwicklungen auf. Fossile Energien und Energieverbrauch nehmen spürbar zu, während der Ausbau an erneuerbaren Energien beinahe stillsteht. Demnach hat der Ausbau der erneuerbaren Energien nur um 0,3 Prozent zugelegt. Während Erdöl um +1,9 Prozent, Erdgas um +3,4 Prozent und Kohle gar um +5,2 Prozent mehr verbraucht wurden. Auch der Nettostromimport ist mit 10,4 Prozent weiterhin auf hohem Niveau, und stammt zum Großteil aus Atom- und Kohlekraftwerken unserer Nachbarländer. "Eine denkbar schlechte Nachricht zu Beginn der Klimakonferenz in Katowice ", bemerkt Moidl von der IG Windkraft.

Ohne deutliche Anstrengungen wird der im österreichischen Energieeffizienzgesetz [EEffG] festgelegte Zielwerte von 1.050 PJ im Jahr 2020 mit ziemlicher Sicherheit meilenweit verfehlt. Während 2005 der energetische Endenergieverbrauch bei 1.101 PJ lag, ist er 2017 auf 1.140 PJ weiter angestiegen.

Energieeffizienz muss bestmöglich umgesetzt werden
Bei der Auftaktveranstaltung zur Überarbeitung des Bundesenergieeffizienzgesetzes am 10. Oktober 2018 hatte Generalsekretär Josef Plank sehr klare Worte, "Wir haben überhaupt nur den Funken einer Chance die Klimaziele 2050 zu erreichen, wenn wir bestmöglich sämtliche Energieeffizienzpotentiale vollständig und sofort umsetzen. Und ich will keine Papiertiger mehr dabeihaben, wie es in der Vergangenheit war. Nur echte Einsparungen bringen uns voran."

Günter Lang, Leiter der Passivhaus Austria, fordert daher eindringlich endlich dem Top-Runner-Prinzip zu folgen, wollen wir die Wärmewende bis 2040 beziehungsweise 2050 schaffen. Seit über 25 Jahren wird mit dem Passivhaus-Standard tausendfach bewährt bewiesen, wie der Energieverbrauch im Gebäudesektor um bis zu 90 Prozent gesenkt und der verbleibende Bedarf zu 100 Prozent mit Erneuerbaren Energien kostengünstig gedeckt werden kann. „Es ist höchste Zeit, die Bauordnungen, Wohnbauförderungen und sämtliche Umweltprogramme generell nach dem „besten verfügbaren Baustandard“ auszurichten, wie es in der Mission 2030 Klima- und Energiestrategie unter Wärmestrategie steht. Mit dem Passivhaus-Standard im Neubau und dem EnerPHit-Standard für umfassende Sanierungen sind damit klar die Weichen für eine klimaneutrale und sozial kostenverträgliche Zukunft im Bauwesen und Wohnbau gestellt“.

Auf der Weltklimakonferenz COP 24 macht daher die Passivhaus Austria und das Passivhaus Institut Innsbruck gemeinsam mit der International Passive House Assoziation in ganz zentraler Lage der Nationenhalle zwischen EU und USA auf die Potentiale der Energieeffizienz aufmerksam. Dabei sollen die Gespräche mit Politikern aus aller Welt auch das Know-how österreichischer Experten aus Wissenschaft, Lehre und Wirtschaft, sowie die breite Umsetzung von Passivhaus-Projekten und Passivhaus-Komponenten aufgezeigt werden. Die Passivhaus Austria repräsentiert mit 185 Mitgliedsunternehmen auch 30.000 zukunftssichere Arbeitsplätze, und unterstreicht damit die Bedeutung für eine nachhaltige enkeltaugliche Wirtschaft.

EU will bis 2050 Klimaneutral sein
Wenige Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz COP 24 im polnischen Katowice hat die EU-Kommission unter Miguel Arias Cañete, EU-Kommissar für Klimapolitik und Energie, den Vorschlag für eine neue langfristige Klimastrategie präsentiert, damit Europa als erster großer Wirtschaftsraum weltweit bis 2050 Klimaneutralität erreicht. Sie soll bis zur Mitte des Jahrhunderts zu einer völligen Abkehr von Öl, Kohle und Gas in der Wirtschaft, der Energieversorgung und im Verkehr führen. “Die neue Klimastrategie der EU ist eine Chance für das Klima und somit auch für künftige Generationen. Um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, muss die EU allerdings bereits 2040, und nicht erst 2050, klimaneutral werden”, fordern Adam Pawloff, Klimaexperte bei Greenpeace in Österreich und Johannes Wahlmüller von Global 2000. “Nun liegt es an den EU-Mitgliedsstaaten – so auch an Österreich – dafür zu sorgen, dass der Vorschlag der Kommission verbessert und keinesfalls verwässert wird”.

Greenpeace und Global 2000 nehmen auch die österreichische Bundesregierung als EU-Ratsvorsitzende vor der Klimakonferenz in die Pflicht: “Mit dem EU-Ratsvorsitz kommt Österreich bei der UN-Klimakonferenz eine wichtige Rolle zu: Die Klimaverhandlungen werden nur zum Erfolg, wenn die EU eine Vorreiterrolle einnimmt und die anderen Staaten ihrem Beispiel für ambitionierten Klimaschutz folgen. Die Verlängerung der Kohlesubventionierung bis 2035 gehören hier definitiv nicht dazu”, so Pawloff und Wahlmüller.