Rennen um höchstes Passivhaus geht weiter

Die Bauherren und Architekten hatten sich viel vorgenommen. Sie wollten mit Bolueta einen Passivhaus-Rekord aufstellen und gleichzeitig die Qualität des hocheffizienten Gebäudes mit einer Zertifizierung sicherstellen. Beides ist den Projektbeteiligten gelungen. Mit einer Höhe von 88 Metern ist Bolueta im spanischen Bilbao nun das höchste Passivhaus der Welt.

Zudem bestätigt das ausgestellte Zertifikat den hoch energieeffizienten Passivhaus-Standard. Dazu passt die aktuelle Veröffentlichung des Passivhaus Instituts: Ein Leitfaden für die Qualitätssicherung zur Gebäudezertifizierung.

Das Passivhaus-Hochhaus Bolueta ist nach dem gleichnamigen Stadtteil in der nordspanischen Stadt Bilbao benannt und liegt nur hundert Meter vom viel genutzten Bahnhof Bolueta entfernt. Das Hochhaus überragt mit 88 Metern Höhe und einer auffälligen schwarzen und glänzenden Fassade die Gebäude der Nachbarschaft deutlich. Insgesamt 32 Stockwerke umfasst das Gebäude, 28 davon sind oberirdisch und damit sichtbar.

Projekt optimiert
Der spanische Architekt Germán Velázquez optimierte das Bauprojekt Bolueta, bis es den höchst energieeffizienten Passivhaus-Standard erreichte. Zum Projekt gehört auch ein neunstöckiges Nebengebäude mit 63 Apartments im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus.

Budget eingehalten
Die Herausforderung habe darin bestanden, das Budget nicht zu erhöhen und traditionelle Materialien zu verwenden, erklärt der Architekt. „Jetzt ist Bolueta fertig und es gibt keine Ausreden mehr: Es ist möglich, so ein Projekt in Bolueta zu realisieren und genau so kann es fast überall da draußen realisiert werden“, so Velázquez.

Passivhaus-Hochhaus Bolueta; Fotocredits: VArquitectosPassivhaus-Hochhaus Bolueta; Fotocredits: VArquitectosPassivhaus-Hochhaus Bolueta; Fotocredits: VArquitectosPassivhaus-Hochhaus Bolueta; Fotocredits: VArquitectosPassivhaus-Hochhaus Bolueta; Fotocredits: VArquitectos

Baskische Regierung baut höchst energieeffizient
Rund zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis Bolueta fertiggestellt war. Bauherr des Gebäudes, das neben dem Hochhaus auch den neunstöckigen Anbau umfasst, ist die Regierung des Baskenlandes mit Visesa, ihrer öffentlichen Bauträgergesellschaft. Alle 108 Wohnungen im Hochhaus sind bereits verkauft, im September werden die Apartments bezogen. Die 63 Wohnungen im Nebengebäude werden im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus vermietet. Die Kosten für Bolueta mit insgesamt 171 Wohnungen belaufen sich auf rund 12,5 Millionen Euro.

Zertifikat in München
Den Passivhaus-Standard für Bolueta bestätigt auch ein Gebäudezertifikat, das das Passivhaus Institut auf der Internationalen Passivhaustagung in München übergab. Durch den höchst energieeffizienten Standard sparen die Bewohner im Winter Heizkosten, im Sommer haben sie es angenehm kühl in den Wohnungen. Zudem sorgt die kontrollierte Wohnraumlüftung für ein angenehmes und gesundes Klima.

Weltweit energieeffiziente Hochhäuser „Weltweit wird immer mehr erkannt, dass die Vorteile des Passivhaus-Standards auch bei Hochhäusern wirksam werden. Neben Bolueta in Spanien befinden sich insbesondere in den USA, Kanada und China derzeit viele große Projekte in Planung oder werden schon gebaut“, erklärt Zeno Bastian. Der Architekt ist beim Passivhaus Institut für die Gebäudezertifizierung zuständig. Mit 88 Metern Höhe ist Bolueta derzeit das höchste Passivhaus der Welt. Es überragt auch das 2017 bezogene Passivhaus-Studentenwohnheim Cornell Tech in Manhattan, New York, um zwei Meter.

Cornell_Tech_NY_3_(c)_Mustafa_OnderRHW.2 Tower - das dritthöchste Passivhaus weltweit steht in Wien; Fotocredits: Passivhaus AustriaBürohochhaus TU (c) Schöberl & Pöll

Pioniere in Freiburg und Wien Zu den ersten Hochhäusern im Passivhaus-Standard zählen die 2011 abgeschlossene Sanierung des 16-stöckigen Gebäudes Bugginger Straße in Freiburg sowie der Raiffeisen Tower in Wien. Das Passivhaus-Gebäude auf dem Gelände der früheren OPEC-Zentrale wurde 2013 bezogen und bietet mit einer Höhe von 78 Metern Platz für rund 900 Büros. 2014 wurde mit der 11-stöckigen TU Wien am Getreidemarkt die erste Sanierung eines Hochauses zum PassivhausPlus durchgeführt. In Spanien baut die baskische Regierung gleich neben Bolueta ein weiteres Hochhaus im Passivhaus-Standard. Das wird mit 21 Stockwerken zwar weniger hoch, dafür mit 190 Wohnungen umfangreicher als das erste Gebäude. Zehn Stockwerke dieses zweiten Hochhauses, das ebenfalls zertifiziert werden soll, sind schon gebaut.

Schwarz wie Kohle
Auffällig am höchsten Passivhaus-Hochhaus Bolueta in Bilbao ist auch die Fassade: schwarz und glänzend. Darin spiegeln sich Gebäude ebenso wie die umgebende Landschaft. „Dadurch wirkt das Projekt wesentlich „leichter“ und die Farbe schwarz symbolisiert die vorherige Industrie der Stadt. Es ist ein Tribut an die zweieinhalb Jahrhunderte Schwerindustrie mit Kohle“, erläutert Velázquez. Der zweite Turm soll in Anlehnung an den Stahl, der in Bolueta produziert wurde, grau werden. Der Architekt hat zudem in Lodosa in der baskischen Region Navarra eine Gesundheitsstation im Passivhaus-Standard geplant.

Übersichtlicher Leitfaden
Das Passivhaus Institut hat einen Leitfaden zur Gebäudezertifizierung veröffentlicht. Die Zertifizierung bedeutet eine umfassende Qualitätssicherung, damit tatsächlich eine hohe Energieeinsparung und optimale Wohnbehaglichkeit erreicht werden.

Kostenloser Download
„Der Leitfaden bietet einerseits einen schnellen Überblick über die Vorteile der Passivhaus-Zertifizierung so-wie deren Ablauf. Zusätzlich enthält er detaillierte Er-klärungen zu allen Doku-menten, die für die Zertifi-zierung eingereicht werden müssen. Das ist ein weiterer Schritt, um die Zertifizierung für alle Beteiligten noch weiter zu vereinfachen“, so Zeno Bastian vom Passivhaus Institut. Der Leitfaden Gebäudezertifizierung steht auf der Homepage des Passivhaus Instituts unter www.passiv.de kostenfrei zur Verfügung.

Weitere internationale Berichte zum höchsten Passivhaus:

Titelfoto: Passivhaus-Hochhaus Bolueta; Fotocredits: VArquitectos