Österreichs Gemeinden sind Weltspitze in allen Klassen!

Die internationale Passivhaus-Datenbank stellt mit 4.444 Objekten die weltweit umfangreichste und detaillierteste Erfassung höchst energieeffizienter Gebäude dar. Aus Österreich sind nun 1.000 Gebäude detailliert dokumentiert und bringen bei näherer Analyse interessante Details zu Tage.

Der Gebäudesektor ist weltweit für 40 Prozent der Emissionen hauptverantwortlich und bietet mit dem Passivhaus-Standard die größten und kostengünstigsten Einsparungspotentiale.

Mit Jahresende 2017 existieren weltweit bereits über 73.000 Passivhäuser und Sanierungen auf EnerPHit-Standard mit einer Energiebezugsfläche von über 51 Millionen Quadratmetern [Lang 2018].

"The Emissions Gap Report 2016" der UNEP [Ürge-Vorsatz 2016] hat das Passivhaus bereits bei der COP22 UN-Klimakonferenz 2016 als eine der wesentlichsten Umsetzungsstrategien identifiziert. Das Passivhaus sei bereits ausgiebig im Einsatz und eine besonders kostengünstige Maßnahme zur Begrenzung der Klimaerwärmung auf max. 1,5°C. Heute, am 8. Oktober 2018 hat der Weltklimarats IPCC im südkoreanischen Incheon den neuen Sonderbericht veröffentlicht, wonach das Erreichen genau dieses 1,5°C-Ziels demnach erforderlich ist, um schwerwiegende Folgen für das Leben auf der Erde noch zu vermeiden. Der globale Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) müsste demnach von 2010 bis 2030 um 45 Prozent fallen und im Jahr 2050 Null erreichen.

4.444 Gebäude in Passivhaus Datenbank online auf passivehouse-database.org

Mit 5. Oktober 2018 sind bereits 4.444 Objekte mit über 3,18 Millionen Quadratmeter Energiebezugsfläche dokumentiert. [Lang 2018] Dies entspricht einer Verdoppelung seit 2012. Damit stellt die internationale Passivhaus-Datenbank unter Leitung des Passivhaus Institutes die weltweit umfassendste und detaillierte Erfassung von hoch energieeffizienten Gebäuden dar. Waren 2012 noch 85% aller dokumentierten Objekte aus Deutschland, sind es 2018 nun 52%. Österreich folgt mit 22,5% und Frankreich mit 6%, während 19,5% der Objekte auf alle übrigen 44 Nationen entfallen. Ein Beleg, dass dieser 1991 in Deutschland vom Passivhaus Institut entwickelte Standard mittlerweile weltweit über alle Klimazonen erfolgreich zur Umsetzung kommt.

Trotzdem sind derzeit jedoch nur 5 bis 10 Prozent aller weltweit existierenden Passivhäuser überhaupt in der internationalen Passivhaus-Datenbank erfasst. In vielen Ländern bestehen eigene nationale Datenbanken deren Daten nicht oder nur begrenzt mit der weltweiten Datenbank kompatibel sind. Dadurch wird der Passivhaus-Standard in seiner Verbreitung in der öffentlichen Wahrnehmung sehr leicht völlig unterschätzt.

Betrachtet man die Verteilung der dokumentierten Energiebezugsflächen zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg in den mittlerweile 47 Nationen auf vier Kontinenten.

Vom ersten Passivhaus 1991 waren Pionierbauten über einen Zeitraum von 18 Jahre nötig, bis die erste Million Quadratmeter Energiebezugsfläche in der Datenbank dokumentiert war. In der Periode von 2009 bis 2013 wurde eine weitere Million m² dokumentierter Objekte errichtet und nach weiteren vier Jahren wurde 2017 die dritte Million Quadratmeter Energiebezugsfläche dokumentiert errichtet. Österreich führt erstmals mit 1.292.303 m² knapp gefolgt von Deutschland mit 1,287.300 m² dokumentierter Energiebezugsfläche. Besonders erfreulich ist der weltweite starke Zuwachs seit 2011 außerhalb Deutschlands und Österreichs, wo die Flächen, zeitversetzt um 10 Jahre, mittlerweile auch stark ansteigen.

Dokumentierte Passivhaus-Fläche kumuliert; Credits: Passivhaus Austria
Auswertung der dokumentierten Energiebezugsflächen je Nation. 2018 hat Österreich mit 1.292.303 m² Energiebezugsfläche erstmals Deutschland überholt.

Krumbach – Schwanenstadt – Korneuburg – Innsbruck sind die Kategoriesieger

Österreichs Gemeinden und Städte nehmen in allen Größenklassen die Spitzenplätze ein:
(Wertung in Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche Passivhaus pro Einwohner)

Der Weltmeister ist die Gemeinde Krumbach in Vorarlberg mit stolzen 5,63 Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche Passivhaus pro Einwohner. Damit ist das Passivhaus in Krumbach bereits allgegenwärtig.

Innsbruck führt mit Abstand unter den Landeshauptstädten sowie den Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern. Mit 1,22 Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche Passivhaus pro Einwohner liegt Innsbruck gleich um den Faktor Fünf vor Frankfurt und Wien mit 0,26 und 0,24 m²/EW. Bis 2020 wird Innsbruck die Fläche an Passivhäusern verdoppeln. Vom Engagement Innsbrucks konnten wir uns im August bei einer Pressekonferenz und Radexkursion überzeugen.

Wien wiederum weist mit knapp 455.000 Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche die mit Abstand größte Fläche aus, gefolgt von Frankfurt mit 191.000 m² und Innsbruck mit 162.000 m².

4233 Pfarrhaus Krumbach - Adolf Bereuter5344 Dorfhaus Doren; Credits: Morscher3821 Sonnenwelt Großschönau; Credits: Sonnenplatz Großschönau
Drei Beispiele von bis 2.000 Einwohner Gemeinden: Pfarrhaus in Krumbach / ARGE Bernardo Bader Architekten | Bechter Zaffignani Architekten | Architekten Hermann Kaufmann [Fotocredit Adolf Bereuter], Wohn- und Geschäftshaus Doren Netts.Werk in Doren / Architekt Bernardo Bader ZT GmbH [Visualisierung Morscher Bau- & Projektmanagement GmbH], Forschungs- und Kompetenzzentrum Sonnenwelt Großschönau / Architekten Ronacher ZT GmbH [Fotocredit Sonnenplatz Großschönau]

Gemeinden bis 2.000 Einwohner:

5,63 m²/EW Krumbach Vorarlberg Österreich
2,80 m²/EW Doren Vorarlberg Österreich
2,60 m²/EW Großschönau Niederösterreich Österreich
2,49 m²/EW Greifenburg Kärnten Österreich
2,18 m²/EW Mellau Vorarlberg Österreich
2,14 m²/EW Langenegg Vorarlberg Österreich
1,03 m²/EW Moosbrunn Niederösterreich Österreich
1,02 m²/EW Weissensee Kärnten Österreich
0,51 m²/EW Wimbish Essex Großbritannien

3232 Schule Schwanenstadt; Credits: LANG consulting5714 Musikschule Wolfurt; Credits: martin mischkulnig3777 Raiffeisenbank Mittelbregenzerwald; Credits: LANG consulting
Drei Beispiele von 2.001 bis 10.000 Einwohner Gemeinden: Schulsanierung Schwanenstadt / PAUAT Architekten [Fotocredit LANG consulting], Musikschule in Wolfurt / Fink Thurnher Architekten [Fotocredit martin mischkulnig], Raiffeisenbank Mittelbregenzerwald in Egg / Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH [Fotocredit Bruno Klomfar]

Gemeinden 2.001 bis 10.000 Einwohner:

2,46 m²/EW Schwanenstadt Oberösterreich Österreich
2,09 m²/EW Wolfurt Vorarlberg Österreich
1,45 m²/EW Egg Vorarlberg Österreich
1,14 m²/EW Ludesch Vorarlberg Österreich
1,04 m²/EW Walding Oberösterreich Österreich
0,91 m²/EW Königsfeld im Schwarzwald Baden-Württemberg Deutschland
0,85 m²/EW Schwarzach Vorarlberg Österreich
0,77 m²/EW Jenbach Tirol Österreich
0,71 m²/EW Deutsch Wagram Niederösterreich Österreich
0,70 m²/EW Zwingenberg Hessen Deutschland

2988 Justizzentrum Korneuburg Gericht; Credits: LANG consulting4506 ATRIUMhaus Lauterach; Credits: Hans Ringhofer3956 Haus Brunn; Credits: Martin Brunn
Drei Beispiele von 10.001 bis 100.000 Einwohner Gemeinden: Justizzentrum Korneuburg von ARGE Dieter Mathoi Architekten & DIN A4 Architektur [Fotocredit LANG consulting], ATRIUMhaus Wohn- und Bürogebäude / ATRIUM Raum für Ideen [Fotocredit Hans Ringhofer], EFH Brunn in Hard - Vom Altbau zum Plus-Energiehaus [Fotocredit Martin Brunn]

Gemeinden 10.001 bis 100.000 Einwohner:

2,76 m²/EW Korneuburg Niederösterreich Österreich
1,20 m²/EW Lauterach Vorarlberg Österreich
1,04 m²/EW Carquefou   Pays de la Loire Frankreich
1,00 m²/EW Lohfelden Hessen Deutschland
0,83 m²/EW Hard Vorarlberg Österreich
0,83 m²/EW Nidderau Hessen Deutschland
0,60 m²/EW Wels Oberösterreich Österreich
0,53 m²/EW Bregenz Vorarlberg Österreich
0,48 m²/EW Krems Niederösterreich Österreich
0,42 m²/EW Dornbirn Vorarlberg Österreich
0,40 m²/EW Mödling Niederösterreich Österreich
0,32 m²/EW Slomniki Malopolskie Polen

5764 Haus der Musik Innsbruck; Credits: Roland Halbe5591 IN167, Credits: NHT/Pauli5037 Wien 1150 MAHÜ, Credits: Isabella Wall
Drei Beispiele für Städte über 100.000 Einwohner: Haus der Musik in Innsbruck / ARGE Architekt Erich Strolz & Dietrich Untertrifaller Architekten ZT GmbH [Fotocredit Roland Halbe], Stadtteilzentrum St. Paulus in Innsbruck / Marte.Marte Architekten ZT Gmbh [Fotocredit NEUE HEIMAT TIROL], Gründerzeit-Mehrfamilienhaus in 1150 Wien / Trimmel Wall Architekten ZTGmbH [Fotocredit Isabella Wall]

Gemeinden über 100.000 Einwohner:

1,22 m²/EW Innsbruck Tirol Österreich
0,26 m²/EW Frankfurt Hessen Deutschland
0,24 m²/EW Wien Wien Österreich
0,20 m²/EW Ulm Baden-Württemberg Deutschland
0,15 m²/EW Heidelberg Baden-Württemberg Deutschland
0,11 m²/EW Klagenfurt Kärnten Österreich
0,11 m²/EW Cottbus Brandenburg Deutschland
0,11 m²/EW Freiburg Baden-Württemberg Deutschland
0,11 m²/EW Graz Steiermark Österreich
0,10 m²/EW Linz Oberösterreich Österreich

Betrachtet man die Bundesländer im Vergleich nach Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche Passivhaus pro Einwohner heben sich die Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Wien von den übrigen Bundesländern erheblich ab.

Entwicklung dokumentierter Passivhaus-Fläche der Bundesländer; Credits: Passivhaus Austria

Entwicklung an dokumentierten Passivhaus-Flächen nach Bundesländern und Baujahr untergliedert. Der scheinbare Rückgang in der Grafik ergibt sich in erster Linie durch eine in der Regel um 2-3 Jahre verzögerte Dokumentation bei neuen Objekten.

Passivhäuser werden auch nachhaltiger gebaut
Noch immer ist die Meinung weit verbreitet, dass es sich bei Passivhäusern ja nur um Einfamilienhäuser, Neubauten und in einer nicht nachhaltigen Bauausführung handelt. Eine nähere Analyse der Datenbank zeigt hingegen ein ganz anderes Bild:

  • Während laut Statistik Austria rund 78 Prozent aller Gebäude in Österreich Ein- und Zweifamilienhäuser sind, repräsentieren diese in der Passivhaus Datenbank hingegen nur 56,3 Prozent. Mehrfamilienhäuser und Geschoßwohnbauten machen 32,6 Prozent aus und Nicht Wohnbauten immerhin 11,1 Prozent.
  • Bei Betrachtung der Bauweise zeigt sich, dass in Österreich 43,3 Prozent der Passivhäuser in Holzbauweise, 37,7 Prozent in Massivbauweise und 19,0 Prozent in Mischbauweise errichtet werden.
  • Über zwei Drittel aller seit 1996 dokumentierten österreichischen Passivhäuser verfügen auch über eine Solaranlage aus Photovoltaikelementen und/oder thermischen Solarkollektoren.
  • Rund 80 Prozent aller Gebäude werden mit erneuerbaren Energieträgern beheizt.
  • 11 Prozent aller österreichischen dokumentierten Gebäude sind Sanierungen auf Passivhaus- oder EnerPHit-Standard mit Energieeinsparungen zwischen 80 und 95 Prozent.
  • 13,2 Prozent aller dokumentierten Gebäude beteiligen sich heuer bei den internationalen Tagen des Passivhauses 9. – 11. November 2018 – in ganz Österreich alleine 132 Passivhäuser. Das eigene Haus einfach fremden Besuchern zur Besichtigung zu zeigen, verdeutlicht ganz besonders die sehr hohe Bewohnerzufriedenheit.

Mit dem Sonderbericht des Weltklimarates wurde auf den dringenden Handlungsbedarf verwiesen. Die Analyse der Passivhaus Datenbank zeigt, dass die Lösungen bereitstehen und zahlreiche Gemeinden und Regionen diese konsequent umsetzen. Dies sollte nun die anderen Kommunen und Entscheidungsträger ermutigen, ebenfalls flächendeckend auf den besten verfügbaren Baustandard zu setzen.