Passivhausscheibe Salzkammergut

Österreichs ältestes zertifiziertes Passivhaus und eines der ersten Passivhäuser in Österreich. Wurde 2000 als "Haus der Zukunft" ausgezeichnet. Das Demonstrations-projekt konnte dank Optimierung ohne Mehrkosten gegenüber Stand nach Bauordnung errichtet werden. Neben energetischer Betrachtung auch Analysen der "Grauen Energie" thumb SIEGEL zertifiziertes PH DE
   
Grundkonzeption des Projektes:

•    Wiederverwendung eines ausgedienten Messepavillons
•    Energieeffizienz durch Passivhaus-Standard
•    Reduzierung des Stoffeinsatzes für Errichtung u. Betrieb
•    Ökologische, Ressourcen- und klimaschonende Bauweise
•    Projektanalyse aller treibhausrelevanten Emissionen
•    Keine Versiegelung von Naturflächen
•    Behinderten gerechte Bauweise
•    Erhöhter Wohnkomfort und Behaglichkeit
•    Anspruchsvolle und moderne Architektur
•    Keine Mehrkosten zu herkömmlichen Bauweisen
•    Zukunftsweisende Bauweise mit neuesten Technologien
•    Eignung und Weiterentwicklung für Serienfertigung
•    Basis für internationale umweltpolitische Neuregelungen
•    Restenergiebedarf durch Bezug von Ökostrom + Bioethanol

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Vom ausrangierten Messepavillon zum Passiv-Einfamilienhaus

Die Grundidee entstand aus der Chance, einen ausgedienten, außergewöhnlichen Messepavillon wiederzuverwenden, und als Basiskonstruktion für ein Einfamilienhaus neu zu nutzen. Für eine maximale Wiederverwendung wurde die zukünftige Gebäudeform der vorhandenen Konstruktion angepaßt. Die alte Holzkonstruktion wurde lediglich geschliffen, um die Abnützungsschäden zu beseitigen und eine „neuwertige“ Holzoberfläche zu erzielen. Das Holz ist nicht mit chemischem Holzschutz behandelt worden.

 

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Das kostengünstige Passivhaus

Die Vorgabe des Bauherrn an den Architekten Hermann Kaufmann aus Schwarzach war, daß die um die Konstruktion herum errichtete Gebäudehülle alle Anforderungen eines Passivhauses erfüllen muß. Schließlich soll aus dem Messepavillon ein Vorzeige - Passivhaus entstehen.

Trotz des hohen Standard und Wohnkomfort, sowie der außergewöhnlichen Architektur, waren die Baukosten mit € 1.240.-/m² nicht höher als bei konventionellen Einfamilienhäusern zu dieser Zeit.

Das ebenerdige Einfamilienhaus in Leichtbauweise hat einen Durchmesser von 14,7m und besitzt eine Wohnnutzfläche von 140m².

 

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Energiekonzept - Das "Low Tech Haus"

„Wärme die nicht verloren geht, muß auch nicht erzeugt werden!“ Dieses Motto steht an erster Stelle des Energiekonzeptes der „Passivhausscheibe Salzkammergut“. Die gesamte Gebäudehülle ist thermisch optimiert, unter Vermeidung von Wärmebrücken und der Beachtung von exakter Ausführung der Luftdichtheit und Winddichtheit. Auf diesen Punkt wurde auch bei der Detailplanung besonderer Wert gelegt, um nicht in der Planung schon vorprogrammierte Fehler und Schadstellen festzulegen.

Das Gebäude besitzt eine Komfortlüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und Luftvorerwärmung durch einen Erdkollektor. Mit nur einem sehr kompakten Wärmepumpenkombigerät werden die Funktionen Lüften - Heizen - Kühlen -  Warmwassererzeugung  abgedeckt. Das Ventech PKOM4classic ist ein vom Passivhaus Institut zertifiziertes kompaktes Lüftungsgerät mit integriertem Wärmepumpenmodul. Durch den extrem geringen Platzbedarf von nur 0,75 m² hat die gesamte Haustechnik in der Toilette Platz. So wedren nur 0,7 Prozent der Gebäudenutzfläche für die gesamte Haustechnik benötigt. Das hat erheblich Bauvolumen und Baukosten eingespart. Ebenso wurde auf möglichst kurze Leitungsführungen und beste Dämmung aller haustechnischen Leitungen geachtet.
    

  • Heizwärmebedarf HWB nach PHPP     13,0 kWh/m²a
  • Heizlast nach PHPP                          10,0 W/m²
  • Primärenergiebedarf nach PHPP         114 kWh/m²a
  • Drucktest Luftdichtheit                      n50 = 0,41 1/h
  • Nutzheiz-Energiekennzahl (NEZ)        10 kWh/m²a

 

Transmissionswärmeverluste der einzelnen Bauteile
  • Außenwände                      0,10 W/m²K
  • Flachdach                          0,08 W/m²K
  • Boden erdanliegend            0,12 W/m²K
  • Außentüren inkl. Rahmen    0,45 W/m²K
  • Fenster inkl. Rahmen          0,78 W/m²K

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Die Gebäudekonstruktion besteht aus:
  • Gedämmte Fundamentplatte, hochgedämmte Distanzbodenkonstruktion als Designerfertigboden
  • Vorhandener Messepavillon: Leimbinder, runde Leimholzsäulen, Sichtdeckenschalung
  • Extensive Dachbegrünung auf Flachdach mit 53 cm hochgedämmtem Duodachaufbau
  • Außenwand 40 cm hochgedämmt mit Doppelflanschträgern
  • Lärchenholzfassade unbehandelt mit Korkrahmendämmung, sowie Überdämmung des Fensterstocks

 

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Ökologische Aspekte:
  • Detaillierte Analyse der Baustoffauswahl zur Minimierung der grauen Energie für die Errichtung des Gebäudes
  • Detaillierte Analyse von chemischen Treibhausgasen in Bauprodukten und somit Verwendung von ausschließlich HFCKW, HFKW und SF6 freien Produkten. Diese Analysen und Studienergebnisse halfen in weiterer Folge  als Grundlagen für die Novellierungen von Baugesetzen und Förderrichtlinien zum Verbot von chemischen Treibmitteln in Bauprodukten.
  • Gründach mit extensiver Bepflanzung sowie teilweiser Fassadenbegrünung
  • Regenwassernutzung
  • klima:aktiv Passivhaus mit 970 von maximal 1000 Punkten

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Evaluierung:

Der Ökostrom Verbrauch für Heizung, Warmwasser und Lüftung beträgt über 16 Jahre gemessen im Schnitt lediglich 1.470 kWh/a, was einem Endenergieverbrauch für Heizung, Warmwasser und Lüftung von i.M. 11,25 kWh/m²a entspricht. Zusätzlich werden pro Jahr noch 10 Liter Bioethanol im Designfeuer verheizt.

Damit liegt der tatsächliche Energieverbrauch nochmals gravierend unter den berechneten Prognosen.

Nach 7 Jahren wurde eine Wiederholung des Luftdichtheits Drucktests durchgeführt. Das Ergebnis von n50 = 0,42 1/h ist faktisch ident mit der ursprünglichen Messung.

Ebenso wurde nach 8 Jahren eine Thermografiemessung durchgeführt, welche den sehr guten Zustand des Gebäudes bestätigt hat.

Schließlich wurde vom Passivhaus Institut eine Messtechnische Bestimmung der Wärmeverlustkoeffizienten durchgeführt. Im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts IEA EBC Annex 58 hat das Passivhaus Institut die thermische Qualität von zwei Passivhäusern messtechnisch untersucht. Ziel der Untersuchung war es zu belegen, dass die geplante Qualität mit der tatsächlich gebauten Qualität der thermischen Hülle der zertifizierten Passivhäuser übereinstimmt. Weltweit erstmals wurde ein Passivhaus mittels der Co-Heating-Methode 14 Tage lang frei von jeglichen äußeren Einflüssen messtechnisch untersucht und in einem zweijährigen Wissenschaftsprojekt analysiert. 
Ergebnis aus dem IEA Annex 58 Projekt: Die vorherigen Planungen der thermischen Qualität stimmten sehr gut mit den Messergebnissen für die beiden zertifizierten Passivhäuser überein. Die verwendete Co-Heating-Methode bietet eine sehr gute Möglichkeit, die Qualität der Gebäudehülle von hochgedämmten Häusern ohne Einflüsse durch Haustechnik und Nutzer zu bestimmen. 
Damit handelt es sich bei der Passivhausscheibe um eines der am besten evaluierten Gebäude.


Luftqualität im Haus:

Dank der kontrollierten Be- und Entlüftung ist permanent das ganze Jahr frische Luft in allen Räumen und die CO2-Konzentration nie höher als 800ppm.

 

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Auszeichnungen der Passivhausscheibe Salzkammergut:
  • ÖKOSTAR 2015
  • Österreichs ältestes PHI zertifiziertes Passivhaus
  • „Haus der Zukunft 2000“ - Auszeichnung
  • Energy Globe 1999 – Nominierung
  • OÖ. Umweltschutzsonderpreis 1998 - Auszeichnung
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Publikationen

CD-ROM "Das ökologische Passivhaus"

Salzi.tv besucht die Passivhausscheibe (Video)
 
   
   
   

Bauherr und Bewerber:   
    Christine und Ing. Günter Lang


Planung des Passivhaues:
    Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH
    6858 Schwarzach, Sportplatzweg 5


Projektleitung und Detailplanung:
    Ing. Günter Lang